FKT Rundweg Winterthur mit Carsten Drilling, Freitag den 22.05.2020

Distanz: 67.42 km (laut Track in Garmin)

Höhenmeter: 1’765 Hm (laut Track in Garmin)

 

Hallo zusammen,

dieser Bericht handelt von Carsten’s und meinem FKT auf dem Rundweg Winterthur.

 

Fangen wir vorne an; FKT bedeutet Fastest Known Time, also die schnellste bekannte Zeit auf einer definierten Strecke. Dahinter steckt die Internetseite www.fastestknowntime.com, dort kann jeder Strecken anlegen und ggf. seine Zeiten hinterlegen. Das Wort „Known“ ist dabei gar nicht so irrelevant, die Homepage dient dabei als Master. Natürlich kann es sein, dass die Strecke schon mal jemand schneller zurück gelegt hat, nur weiss in dem Fall niemand davon.

 

Zu Carsten ist zu sagen, dass er der mit Abstand erfahrenere und auch bessere Läufer ist. Er ist zwar 9 Jahre älter als ich und seine Bestzeit im Marathon (2:36 Std.) liegt auch schon einige Jahre zurück, aber hat er doch erst die letzten Jahre den Ultra Trail Mont Blanc, das Dragons Back Race sowie den Western States Endurance Run gefinisht und trainiert im Moment für den legendären Spartathlon in Griechenland. Jeder einzelne Lauf davon würde ein Extra-Kapitel verdienen und steht bei sehr vielen in der Szene auf der Bucket-List. 

 

Ich hatte schon letztes Jahr ein grösseres privates Projekt mit meinem Schwager Jan für den 22. Mai geplant, als Corona noch nicht unseren Alltag bestimmte und FKTs in Mode waren. Allerdings mussten wir dies verschieben, da die Grenzübergänge für touristische Aktivitäten noch gesperrt sind. Der Rundweg Winterthur soll zwar kein Ersatz für den ursprünglichen Lauf sein, doch hat auch dieser seinen Reiz und ich wollte meine aufgebaute Form nicht ungenutzt lassen. Zum Training muss ich sagen, dass Stefan Helbig von Michael Arend Training das maximal Mögliche mit mir in der letzten Zeit raus geholt hat. Im Februar war ich zwar häufig krank und hatte nur 67-Monatskilometer, doch waren März und April so gut wie noch nie (318 km und 355 km). Anfang Mai, also genau genommen 13 Tage vor diesem Lauf, habe ich als letzten langen Lauf den Zürich Green Marathon www.greenmarathon.ch absolviert. Auch dabei hat mich Carsten ca. ein Viertel der Strecke begleitet und dabei fiel auch die Entscheidung, den Rundweg Winterthur gemeinsam zu Laufen.

 

Folgendes Zitat der Homepage der Stadt Winterthur beschreibt die Strecke ziemlich passend: 

„Ein „Grenzerlebnis“ in 10 Etappen; Zur 750-Jahr-Feier der Stadt Winterthur wurde am 25. Mai 2014 ein knapp 70 Kilometer langer, zusammenhängender Wanderweg entlang der Stadtgrenze von Winterthur eröffnet. Der Rundweg Winterthur ist in 10 Etappen aufgeteilt und wird durch Wegweiser und Informationstafeln entsprechend ausgeschildert. Für die Velos werden auf den Kartenprodukten entsprechende Ausweichrouten publiziert. Die Ein- und Ausstiegspunkte der 10 Etappen sind durch den öffentlichen Verkehr gut erschlossen. Jede Etappe birgt ihre eigenen Reize: Aussichtspunkte, historische und andere Sehenswürdigkeiten, gemütliche Rastplätze und Feuerstellen, Naturentdeckungen und vieles mehr.

Der Rundweg will nicht nur die Grösse und den Grenzverlauf der Stadt Winterthur „erlebbar“ machen, sondern auch Geschichte und Geschichten erzählen sowie auf die Schönheit des städtischen Naherholungsgebietes aufmerksam machen.“ 

 

Die Homepage des Rundweges Winterthur bestand schon länger, allerdings gab es keinen zusammenhängenden GPS-Track sondern lediglich einzelne Tracks der Etappen bzw. man konnte sich an den Teilstücken der SOLA-Stafette orientieren. Auf meine Anfrage hin hat sich Dominik Ramp der Stadt Winterthur freundlicherweise bereit erklärt, diese Arbeit zu übernehmen. Ich durfte sogar einen Startort wählen und die Richtung vorgeben. Nochmals vielen, vielen Dank an dieser Stelle!! Der Track stimmte komplett und hat uns sehr geholfen, auch wenn es sehr viele Schilder zur Orientierung gibt. Im Nachhinein wurde Carsten auf der Plattform Strava angesprochen, dass wir ja nicht die gesamte Strecke absolvierten. Hintergrund ist, dass es vom Rundweg noch Wege zu geografischen Extrema (wie der Nördlichste, Südlichste etc. und höchste Punkt von Winterthur) gibt, die man theoretisch hin- und zurück zum Rundweg hätte Laufen können. Ehrlich gesagt kam mir dies bei der Trackauswahl gar nicht in den Sinn. Also nur zur Klarstellung, diese Wege sind wir absichtlich nicht gelaufen. Auf der Homepage www.fastestknowntime.com habe ich „nur“ den eigentlichen Rundweg hinterlegt und diesen sind wir auch zu 100% gelaufen (einmal kurz vom Weg abgekommen, aber dann halt die wenigen hundert Meter zurück auf den Weg, also ausgelassen oder abgekürzt haben wir nichts).

 

Zum Pacing hat mein Trainer Stefan im Flachen max. 275 W bzw. max. 147 bpm vorgegeben, im Anstieg sollte ich max. 285 W bzw. 152 bpm nicht überschreiten. 

 

Am Mittwoch und Donnerstag vor dem Lauf habe ich schon meine gesamte Kleidung rausgelegt, die Ernährung vorbereitet und meinen Rucksack gepackt. Im Training hatte ich von GU die Gels Roctane und auch das Roctane Getränkepulver getestet und für gut befunden. Das Pulver hatte ich mir in kleine Tüten angefüllt, so dass ich am Brunnen nur eine Ecke abreissen, das Pulver in die leere Flasche einfüllen und mit Wasser auffüllen musste. 

Am Freitag den 22. Mai stand ich um 5 Uhr auf und ass mein vorbereitetes Frühstück (Haferflocken mit Chiasamen, Leinsamen, Erdnussbutter, etwas Agavendicksaft und Mandelmilch). Danach trug ich Sonnencreme auf und schmierte die empfindlichen Stellen, die zum Scheuern neigen, mit dem 2Skin Fluid von PjurActive ein. Darüber meine Laufbekleidung. Um 6:47 stieg ich zusammen mit Carsten, den ich am Bahnhof Effretikon traf, in den Zug und wir kamen 3 Minuten später in Kemptthal an unserem gewählten Start an. Wir verstauten die letzten Sachen in unseren Rucksäcken, ich wärmte mich mit Mobilitäts- und leichten Dehnübungen auf, machte noch ein/zwei Fotos und starteten pünktlich um 7:00 Uhr mit Laufen. 

Neben meiner Uhr startete ich auch in der App www.raceday.me unseren Lauf. Den entsprechenden Link hatte ich bereits am Vortag verteilt. Zur App möchte ich kurz sagen, dass der Unterschied zu einem „normalen“ Tracking ist, dass man vorher die geplante Strecke hochladen muss. Somit sieht der Zuschauer, wo man sich auf der Strecke befindet, wieviel Prozent der Strecke bereits bewältigt sind sowie man zur geplanten Laufzeit steht. Ein „normales“ Tracking hat diese Möglichkeiten nicht, da dieses nur den bereits zurückgelegten Weg darstellen kann, aber nicht was noch vor einem liegt. An dieser Stelle vielen Dank an Stefan Kracht für diese tolle App. Im Nachhinein gab es sehr viel gutes Feedback von meinen Verwandten und Freunden. 

Carsten und ich starteten fast sofort mit Wandern, da es ganz am Anfang etliche Treppenstufen und generell einiges an Höhenmetern zu bewältigen gab. Wir hielten uns an die Vorgaben vom Trainier und ich gab die Pace vor, Carsten passte sich mir an. Die ersten Kilometer verflogen wie im Flug, wir genossen die Ruhe in den Wäldern, die klare und kühle Luft sowie das sich anbahnende schöne Wetter. Wir quatschten viel und sprachen über alles mögliche. Nach ca. 5.5 km hätte eigentlich der Rastplatz Franzosenbrünneli kommen sollen. Wir kamen zwar in dem Streckenteil an einer Grillstelle vorbei, aber leider konnten wir kein Wasser finden. Dies stellte uns vor ein Problem. Wir hatten jeder eine Zusatzflasche mitgebracht, die wir an dieser Stelle füllen wollten, die nächste Wasserstelle war nämlich erst bei Kilometer 30.5 eingeplant. So kam es, dass wir an einem Hofladen vorbei kamen (wahrscheinlich so bei Kilometer 10) und die Chance nutzten und für 5 CHF eine Flasche Wasser (für mich) und eine Flasche Rivella (für Carsten) kauften. Laut Statuten der FKTs waren wir seit dem Zeitpunkt nicht mehr im Style Unsupported unterwegs, sondern „nur“ noch Selfsupported. Für Unsupported darf man nichts kaufen, sondern nur frei zugängliche Wasserquellen nutzen, sofern ich das richtig verstehe. Einige Kilometer später kamen wir dann sogar noch an einem Brunnen an einem Bauernhof vorbei, von dem wir nichts wussten. Hätten uns also den Einkauf theoretisch sparen können, bereut haben wir es aber nicht. Hier wurde mir aber noch etwas ganz anderes bewusst (ich hatte vorher schon mal etwas gemerkt, aber nicht das Ausmass). Meine Gels, die zusammen mit den Tüten mit meinem Getränkepulver hinten in meinem Rucksack waren, haben diese aufgeschlitzt. Das Pulver rieselte mir dabei von oben auf meine Kniekehlen, verklumpte mit dem Schweiss in meinem Rucksack und es klebte alles furchtbar. Natürlich konnte ich somit auch nur noch einen Bruchteil davon nutzen, also in meine Flaschen füllen. Carsten musste mir ab dort immer Gels anreichen, da er gezielter in den Rucksack greifen konnte und nicht die ganzen Hände klebrig hatte, wie es mir ergangen wäre.

 

Die Strecke ist abwechslungsreich, man läuft viel über Waldwege und ab und zu sogar mal über Trails. Der Vormittag war auch noch nicht so heiss, allerdings weiss ich gar nicht mehr so genau, ob dies am vielen Wald oder an der Temperatur selber lag. Über den Tag hatte die Sonne aber wenig Erbarmen mit uns, die Temperaturen stiegen auf 27°C. Für einige Stunden verdeckten zwar einige Schleierwolken die Sonne, so dass es zumindest gefühlt etwas kühler war, aber gegen Ende liefen wir bei blauem Himmel häufig direkt in der Sonne. Ich hatte bei Kilometer 28 mal ein kurzes mentales Tief, kam aber sehr schnell wieder raus und Carsten hat es wahrscheinlich gar nicht gemerkt, da ich es auch nicht thematisierte. Den Marathon hatten wir nach ca. 4:31 Std. bewältigt. Den mittleren Teil des Rundweges, also wenn man wie wir in Kemptthal startet, habe ich als nicht ganz so schön in Erinnerung. Man kommt zwar nicht wirklich durch Industrie, läuft aber dennoch mal an einem Kieswerk oder ähnlichem vorbei und ist generell häufiger zwischen Feldern unterwegs. Dazu kommt, dass man eher flach und tief läuft, so dass es nur selten schöne Blicke auf Winterthur gibt.  

Das letzte Drittel hat es aber noch mal in sich. Dies muss auch irgendwo die Stelle sein, wo wir uns das einzige Mal verlaufen haben, aber wie vorher schon erwähnt, war dies ca. 200 m und die selben 200 m wieder zurück. Als wir aus einem kleinen Wäldchen an einer Strasse bergab liefen, nach ca. 49 km bei Ricketwil, sahen wir ein Auto mit offener Kofferraumklappe am Strassenrand stehen und der Mann schrie irgendwas in unsere Richtung? Natürlich denkt man sich sofort, hää? Was hat der gesagt, wer ist das und was ist passiert? Kenn ich den? Als wir also immer näher kamen, wurde uns deutlich, dass er wegen uns dort stand, kennen tun wir uns aber quasi nicht bzw. nur indirekt. Es ist ein Kumpel von Mathias Huber, der meinen Link vom Vortag an ihn weiter geleitet hat. Es handelt sich um Matthias Schwank (bei Garmin schwankomat), der extra für uns einen Verpflegungsposten in seinem Kofferraum eingerichtet hat (wir hatten die Woche sogar über Garmin geschrieben, mir war aber natürlich nicht klar, wie er aussieht und er hat mir dies auch erst erklären müssen). Carsten nahm ein Biberli, ich trank nur ein/zwei Cola, hatte überhaupt keinen Hunger. Auch an ihn an dieser Stelle noch mal vielen Dank für diese gelungene Überraschung. Ab dem Zeitpunkt waren wir laut der FKT-Bedingungen Supported unterwegs. 

 

Nach knapp 53 Kilometern überqueren wir annähernd den Hulmen, den höchsten Punkt unserer Tour (ein kleiner Weg hätte uns wohl an der Stelle auf den höchsten Punkt des Berges und somit von Winterthur gebracht, aber wie gesagt haben wir dies ausgelassen). Von da an ging es fast nur bergab. Allerdings schwanden bei mir nun deutlich die Kräfte. Bergab Laufen war in Ordnung, aber das lange Flachstück die Töss entlang forderte mich mehr, als ich wollte. Ich musste immer mal wieder kleine Gehpausen einlegen, Carsten wartete geduldig und lenkte mich mit Gesprächen etwas ab. Hier war es auch sehr heiss und windstill, dies kam noch hinzu. Ich wusste ja, was mich erwartete, da mich Stefan explizit davor gewarnt hatte, aber der Anstieg bei Kilometer 63 verlangte mir einiges ab; sehr steile Abschnitte, viele Treppenstufen, Wurzeln etc. Dort sind übrigens auch die leidenden Fotos entstanden ;-).

Kurz danach querten wir den Golfplatz in Kemptthal und tranken noch einmal Wasser von einem öffentlichen Hahn. Nach einem kurzen Downhill waren wir wenig später im Ziel zurück am Bahnhof Kemptthal. Julia (meine Frau) und Mira (kleinste Tochter) empfingen uns mit einem kalten alkoholfreien Bier (ich) bzw. Radler (Carsten). Ich legte mich erstmal auf die Erde, war doch ziemlich platt in dem Moment. Carsten nahm den nächsten Zug zurück nach Zürich, ich kam in den Genuss unseres Autos. Zuhause konnte ich nach einer Dusche den Nachmittag in Ruhe auf der Couch ausklingen lassen, da meine Familie noch weiter unterwegs war. Den Rucksack musste ich erstmal einweichen, bevor er in die Waschmaschine kam. Ich organisierte die Fotos, erstellte das Relive Video, musste natürlich alles noch posten und reichte bei der FastestKnownTime-Seite unseren Versuch ein, der schon in der Nacht freigeschaltet wurde. Somit sind Carsten und ich aktuell die schnellsten auf dem Rundweg Winterthur und „besitzen“ diesen FKT. Unsere Zeit ist 7:24:58, noch mal knapp weniger als die Vorgabe von Stefan (zwischen 7:30 Std. und 8:00 Std.). Ich bin sehr zufrieden und habe die Runde doch weitestgehend genossen. 

 

Noch mal ein riesiges Dankeschön an Carsten für die super Begleitung bei diesem Abenteuer. Ausserdem ein dicker Kuss an Julia für die Zielverpflegung und das Abholen. 

 

 

Meine Uhr hat 65.55 km mit 1’364 Hm in 7:24:58 gemessen, Schnitt 6:47 min/km.

Carsten hat 66.11 km mit 1311 Hm gemessen.

 

 

Link zur Rundweg Winterthur Homepage:

www.rundweg.winterthur.ch

 

Link zum Rundweg Winterthur auf der Fastest Known Time Homepage:

https://fastestknowntime.com/route/rundweg-winterthur-switzerland

 

Link zu Garmin:

https://connect.garmin.com/modern/activity/4971420901

 

Link zu Strava:

https://www.strava.com/activities/3493101537

 

Link zu Strava von Carsten:

https://www.strava.com/activities/3493044427

 

 

So keep on dreaming, nothing is impossible!

 

Euer

TOṀ 

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