21. Ultramarathon des RLT Rodgau, Samstag den 25.01.2020

Distanz: 50.0 km

Höhenmeter: ich messe 116 HM, wahrscheinlich aber deutlich weniger

 

 

Hallo zusammen,

dieser Bericht handelt von meiner ersten Teilnahme am 21. Ultramarathon des RLT Rodgau.

 

Der Lauf hat Tradition, ist er doch für viele Ultraläufer der erste Formcheck des Jahres. Ausserdem wurde er schon als Klassentreffen der Ultraläufer beschrieben, da dort immer sehr viele bekannte Gesichter der Szene starten. Die Strecke klingt beim Hören wenig spannend, wird doch zehn Mal die selbe 5 km Runde gelaufen. Allerdings hat dies auch mehrere Vorteile: man kommt alle 5 km an seiner persönlichen Verpflegung und gut ausgestatteter Verpflegungsstation vorbei, man läuft nie alleine, da man schnell von den Führenden überrundet wird oder sogar andere Läufer selber überrundet, man kennt die Runde bald aus dem ff und irgendwie hören sich zwei verbleibende Runden weniger schlimm an als noch verbleibende 10 km. ;-)

 

Meine Vorbereitung war, wie so häufig, ein auf-und-ab. Insgesamt nicht schlecht in Form, aber unter der Woche noch Halsschmerzen und dadurch nur noch ein ganz lockerer Lauf. An langen Einheiten hatte ich zwar zwei Wochen vor dem Wettkampf einen „Doppeldecker“ mit 35 km und 18 km gemacht, aber ansonsten lag der letzte 30er schon länger zurück.

 

Ich fuhr bereits Freitagmittag gg. 12:30 Uhr in Effretikon los und kam gegen 17 Uhr bei Freunden in Dreieich, südlich von Frankfurt an. Abends assen wir Nudeln mit Tomatensauce. Samstagmorgen gg. 6:30 Uhr frühstückte ich selber vorbereitete Haferflocken mit Erdnussbutter und Mandelmilch, dazu Red Bull. Um 7:30 Uhr fuhr ich rüber nach Rodgau und kam ca. 25 min später dort an. Sofort wurde ich von freundlichen Helfern empfangen, die mich auf den Parkplatz einwiesen. Ich holte im Tennisheim meine Startnummer ab. Auf dem Rückweg traf ich Florian Reus den 24 Stunden-Weltmeister und Spartathlonsieger von 2015 auf dem Parkplatz. Er verkaufte gerade selbst produzierten Wein an einen anderen Läufer. Nach einer kurzen Unterhaltung ging ich mit meiner Tasche in die Turnhalle. Dort traf ich Max  Weber und Niklas aus dem LaufenLiebeErdnussbutter-Podcast Universum. Wir unterhielten uns längere Zeit, während ich meine Vorbereitungen abschloss. Ausserdem traf ich dort Conny Kahlstedt, einen anderen Athleten von Michael Arend Training. Auf dem Parkplatz später traf ich Niklas Rübke, einen der beiden Macher des besagten Podcasts. Ich verstaute meine Tasche im Auto und nahm warme Sachen für nach dem Lauf in einer Tüte mit und ging langsam Richtung Startbereich. Dort traf ich die Willpower-Crew, unter anderem Lisa Mehl, Sascha Kowalski und Anthony Horyna, mit dem ich kurz plauderte. Anthony war mega offen und sympathisch. Ich legte meine Eigenverpflegung auf einem der bereitgestellten Tische ab. Auf dem Weg zum Startbereich sprach ich noch mit David Rott, den ich aber erst später durch eine Podcast-Folge von BeVegt.de kennen lernte. Auch wir unterhielten uns kurz, aber freundlich. Unter dem Dach des Grillstandes sprach ich noch mit Weiteren aus dem Erdnussbutter-Universums, unter anderem mit Franzi Conrad, der Freundin von Niklas. Nach kurzem Warmlaufen traf ich in der Startaufstellung Daniel Arnold, den anderen Macher des Podcasts. Er war sehr gut vorbereitet und ambitioniert, wenn auch verbal verhalten wie immer. Man merkte ihm etwas seine Nervosität an; ich freute mich aber trotzdem, ihn persönlich kurz kennen gelernt zu haben.

 

Der Startschuss erfolgte um 10:02 Uhr. Ich startete etwas mutiger und schneller, als ursprünglich geplant, in einem 5:10 min/km Schnitt. Das Wetter war kalt und ungemütlich, ca. 2 °C mit Hochnebel, aber trocken. Das Feld sortierte sich relativ schnell, genauso schnell kam ich auch bald mit Mitläufern ins Gespräch. Die 5km-Runde startet im Wald, nach knapp 1 km kommt die Verpflegungsstation, bevor es zwischen Feldern weiter geht. Nachdem man wieder ein Stück im Wald gelaufen ist, erreicht man ein aufgebautes Zelt samt DJ und lauter Musik. Dort biegt man 90° links ab auf ein wenige hundert Meter langes schmales Stück, wo die vor einem liegenden Läufer einem entgegen kommen. Nach einer 180°-Wende sieht man anschliessend die Gesichter der Läufer, die knapp hinter einem liegen, bevor man wieder am selben DJ vorbei kommt. Danach geht es durch den Wald weiter, zwischendurch ganz wenige Wurzeln, ein kleiner Anstieg, bevor man „bergab“ auf die Zielgerade kommt.

Die erste Zeit des Rennens lief und unterhielt ich mich längere Zeit mit Kai Schlachter, ausserdem mit Stefan Zahl. Vor der persönlichen Verpflegung kam man erst am Willpower-Stand sowie an der LaufenLiebeErdnussbutter-Base vorbei, wo jedes Mal gejubelt und aufgemuntert wurde. Auf dem Wendestück sah ich häufig Max und Niklas, die mir zujubelten, was ich natürlich erwiderte. Anthony sah ich auch häufiger und wir machten uns einen Spass daraus, beim Entgegenkommen abzuklatschen. Nach etwas mehr als zwei Runden sprich ca. 12 Kilometern wurde ich bereits von dem Führungsduo das erste Mal überrundet. Unglaublich, welches Tempo die beiden da vorne anschlugen. Die ersten sechs Runden liefen bei mir ziemlich gut, konstant um die 26 Minuten. Allerdings hatte ich zu der Zeit schon Fehler gemacht: am Abend zuvor ass ich etwas viel, ich trank warmen gesüssten Zitronentee, den ich nicht kannte, dazu hatte ich mehrere Gels mit Koffein zu mir genommen. So kam es, dass mein Puls nach 1 ½ - 2 Stunden sich um ca. zehn Schläge erhöhte, was nicht hätte sein sollen. Mein Arzt hat im Nachhinein vermutet, dass das Koffein die Flüssigkeitsaufnahme im Körper hemmte, also sich der Puls erhöhte auf Grund  von Verdauungsproblemen oder Dehydrierung. Woran es wirklich lag, kann man nicht genau sagen. So kam es, dass ich nach 30 km Bauchschmerzen hatte und aufs Klo musste, dies kostete ca. fünf Minuten. Danach war mir kalt, der hintere linke Oberschenkel machte etwas zu und ich hatte weiterhin Bauchschmerzen / Krampfen der Bauchmuskulatur (nur ein Punkt) oder Zwerchfell. Teilweise musste ich sogar „bergab“ (das Stück vorm Ziel) gehen, weil es weh tat. Ausserdem fehlte hinten raus auch etwas die Energie. Die siebte Runde war abzüglich der Pause tempomässig auch noch gut, danach verliessen mich die Kräfte und es folgen eine 31er und zwei 38er Runden mit vielen Gehpausen. Mir war kalt und mein Bauch krampfte weiterhin, keine schöne Kombination. Die Marathonmarke durchlief ich nach ca. 3:57 Std. Irgendwie konnte ich an dem Tag nicht meine Form abrufen, zwei Wochen vorher bei dem 35er Longjog hatte ich mich deutlich besser gefühlt. Vielleicht lag es aber auch alles nur daran, dass ich zu viel Risiko eingegangen und die ersten 30 km fast konstant 5:10-5:15 min/km gelaufen bin. Wie auch immer, mit viel Kampf und Krampf kam ich nach 4:56 Std. an und verbesserte somit meine alte 50 km Bestzeit vom Ultra Bielersee aus dem Jahr 2017 um mehr als 40 Minuten. Zwischendurch sprach ich auch noch mit Tobias Breidenbach, der seinen ersten Ultra lief und super 2. in der U23 wurde. Ausserdem traf ich Joe Kelbel, der den Lauf als längeres Training nach langer Verletzung nutzte. Erwähnen möchte ich speziell noch Merle Brunnée, die schnellste Frau an diesem Tag. Sie strahlte bei jeder Überrundung (also sie hat mich mehrmals überrundet, nur zur Klarstellung) und bedankte sich auch jedes Mal für die Anfeuerung meinerseits.

 

 

Nach dem Ziel zog ich schnell mein trockenes Shirt und Winterjacke an und ging zurück, um meine Wertsachen in der Turnhalle abzuholen. Dort angekommen war mir schon ziemlich kalt. Ich traf nochmals Niklas und Max, machte mich aber dann auf zu den Duschen. Auf dem Parkplatz fragte ich jemanden, der mir entgegen kam, ob es noch warmes Wasser hat. Dieser schaute mich an, bejahte und fragte, ob ich denn ein Ticket hätte? Mein Gesicht hätte ich gerne gesehen, bevor ich realisierte, dass er mich verarschte; wir lachten gemeinsam! Ich humpelte weiter zu den Duschen, die doch etwas abseits lagen. Dort angekommen zog ich meine Jacke aus und stellte meine Tüte auf die Bank. In dem Moment realisierte ich, dass ich zwar meine Wertsachen abgeholt hatte, aber nicht am Auto war, um die Tüte mit nasser Rennkleidung gegen die Tüte mit frischen Wechsel- und Duschsachen zu tauschen… Mann war ich sauer auf mich selbst, zog meine Jacke wieder an und ging zum Auto. Danach lief ich den Weg erneut. Diesmal wurde ich dann endlich mit einer warmen Dusche belohnt. So was Dämliches ist mir auch lange nicht passiert. In der Halle zurück sprach ich noch kurz mit Ludwig Reicherstorfer (Gesamt 3.) und ass etwas, leider gab es als vegetarische Variante nur noch ein trockenes Brötchen mit Ketchup… Der Rückweg klappte dann wunderbar.

  

Einige Zeit später liess ich mich von meinem Arzt durchchecken, Blut untersuchen sowie ein EKG machen, zum Glück waren alle Werte total in Ordnung und auch das EKG ohne Auffälligkeiten. 

 

 

Ich möchte mich noch mal beim Rennveranstalter und allen Helfern bedanken, und natürlich bei allen getroffenen und kennengelernten Läuferinnen und Läufern. Es war ein sehr schöner Ausflug nach Rodgau.

 

 

Link zum Podcast LaufenLiebeErdnussbutter:

http://laufenliebeerdnussbutter.de/podcast/episode68-rodgau/

  

Weitere Berichte:

https://laufreport.de/bericht/0120/rodgau-ultramarathon.htm

https://www.laufen.de/d/50-km-rodgau-die-schnellste-blieb-nur-44-sekunden-über-dem-streckenrekord

https://www.runnersworld.de/news-fotos/ultramarathon-rodgau-2020/

 

 

Startnummer: 343

Overall: 297 / 563 (52.7 %) (825 gestartet)

Overall men: 240 / 406 (59.1 %)

M35: 32 / 41 (78.0 %)

 

Start: 10:02 Uhr

Offizielle Zeit: 4:56:14 netto, 4:56:18 brutto

Rückstand: 1:57:09 (Gewinner Jan Kerkmann (GER) 02:59:05)

 

05 km: 25:43   5:09 min/km   25:47

10 km: 26:01   5:12 min/km   51:48

15 km: 26:15   5:13 min/km   01:18:02

20 km: 25:40   5:08 min/km   01:43:42

25 km: 25:48   5:10 min/km   02:09:30

30 km: 26:11   5:14 min/km   02:35:40

35 km: 32:41   6:32 min/km   03:08:20

40 km: 31:44   6:21 min/km   03:40:03

45 km: 38:13   7:39 min/km   04:18:15

50 km: 38:04   7:37 min/km   04:56:18

(5:55,4 min/km, 10.12 km/h)

Min.-Runde: 25:40 min // Max.-Runde: 38:13 min

Uhr hat 49.52 km mit 116 Hm in 4:56:14 gemessen, Schnitt 5:59 min/km. 

 

Link zu Garmin:

https://connect.garmin.com/modern/activity/4476558913

 

Link zu Strava:

https://www.strava.com/activities/3042004686

 

 

So keep on dreaming, nothing is impossible!

 

Euer

TOṀ 

Bilder von Norbert Wilhelmi, Reinhold Daab für Laufreport.de, marathon4you.de, Runners World sowie go4it-foto.de:

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