Alpencross mit dem MTB, Garmisch-Partenkirchen – Gardasee, 10.-19.07.2015, 5 Tage Fahrtzeit

Gesamt 391.4 km (GPS) bzw. 396.81 km (Fahrradtacho) bzw. 385 km (theoretisch laut Buch)

Gesamt 6986 Hm (GPS) bzw. 7650 Hm (theoretisch laut Buch)

 

Grainau – Imst – Nauders – Meran – Cles – Riva del Garda

 

Buch: www.ulpbike-verlag.de

Garmisch-Patenkirchen - Gardasee

ISBN: 978-3-944386-00-3           

 

 

 

 

Hallo zusammen,

 

dieser Bericht handelt von unserer Alpenüberquerung mit dem Mountainbike von Garmisch-Partenkirchen zum Gardasee. Wenn ich „wir“ schreibe, meine ich Paddy, Casi, Wallich und mich.

Datenmäßig erwähne ich sowohl die Aufzeichnungen mit meiner GPS-Uhr, meinem Fahrradtacho als auch die offiziellen Angaben aus dem Buch. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen.

 

 

Anreise (Freitag, 10.07.2015):

Angereist sind wir auf unterschiedliche Arten: Paddy mit dem Flugzeug von Köln nach München und anschließend mit der Bahn, Wallich mit dem Auto aus Hitdorf und Casi und ich mit dem Fernbus aus Zürich mit anschließender Bahnreise und einem wenige Kilometer langem Warmradeln von Garmisch nach Grainau. Es gab leichte Kommunikationsschwierigkeiten, die darin endeten, dass Carsten und ich den Gastwirt aus seinem Bett klingelten, obwohl die anderen schon unseren Schlüssel hatten… Ups J Dafür gab es anschließend noch ein entspanntes Bier im gegenüberliegenden Wirtshaus.

7.5 km, ca. 26 min, 33 Hm (GPS)

https://connect.garmin.com/modern/activity/829297549

Übernachtung: Hotel Garni Wetterstein, Waxensteinstrasse 26, 82491 Grainau

 

 

1. Tag (Samstag, 11.7), von Grainau nach Imst:

Nach einer guten Nacht und einem leckeren Frühstück bei herrlichem Sonnenschein und super Bergpanorama sind wir zwar etwas spät, aber voll motiviert aufgebrochen. Das Konzept des Buches bzw. der Tour ist so aufgebaut, dass man die vorgeschlagene Basisroute durch Varianten erweitern kann, falls man entweder unterfordert oder übermütig ist, oder spezielle Aussichtspunkte erreichen will. Die Entscheidung muss man tagesabhängig teilweise schon morgens treffen oder aber auch erst nach einem großen Teilstück der Strecke. In unserem Fall hat der Übermut gesiegt und wir haben uns für die Variante übers Marienbergjoch entschieden. Dies war vielleicht nicht die cleverste Entscheidung. Am ersten Tag ist man natürlich noch frisch, aber die zusätzliche Anstrengung sollten wir die nächsten Tage noch merken und die Entscheidung wäre später auf der Tour wahrscheinlich anders ausgefallen. Andererseits war es im Nachhinein betrachtet der schwierigste Berg unserer Tour. Er war lang, steil und vor allem auf sehr grobem Schotter, so dass man sehr schnell weggerutscht ist und es so noch schwieriger gemacht hat. Ich finde, nicht schön zu fahren. Also anstatt relativ entspannt am frühen Nachmittag den ersten Tag im Hotel ausklingen lassen zu können, waren wir doch recht gefordert und kamen spät an. Kurz vor Schluss ließen wir uns eine Abkühlung in einem sehr kalten Bach trotzdem nicht nehmen - soll ja für die geplagten Beine vorteilhaft sein :-) (Stichwort: Mertesacker’s Eistonne)

Bereits am ersten Berg ist unser Hass auf E-Bikes entstanden, nachdem uns eine 60-jährige Frau mit Dauerwelle leichtfüßig überholte, während wir im eigenen Saft quasi zu stehen schienen… :-)

Wallich wurde von Paddy an diesem Tag besonders geprüft, da er ihm morgens auf der Terrasse am Frühstückstisch einen Stein in sein Gepäck schummelte. Beim späten Mittagessen, kurz vor dem Gipfel vom Marienbergjoch, fand er ihn, seine Begeisterung blieb aus. :-D Dafür lachten wir anderen umso mehr.

 

Basisroute (ca. 60 km, ca. 1300 Hm) plus Variante 1 über Marienbergjoch (ca. +650 Hm)(Buch)

Tacho hat 62.0 km in 5:10:35 gemessen.

Durch Autopause hat meine Garmin fenix3 teilweise berghoch beim Schieben nicht aufgezeichnet. GPS: 60.55 km, 4:44:59 Fahrzeit bzw. 9:07:17 verstrichene Zeit.

https://connect.garmin.com/modern/activity/830022476

Übernachtung: Hotel Sternen, Pfarrgasse 42, 6460 Imst

 

 

2. Tag (Sonntag, 12.7), von Imst nach Nauders:

Nach dem Frühstück beim Ausschecken fragte ich noch bezüglich eines neuen Mantels (Hinterreifen) an der Rezeption, da meiner doch gut abgefahren war. Der zufällig anwesende Velomech hatte Ersatz und unterstützte mit Standpumpe beim Wechsel. Thomas hatte über Nacht einen schleichenden Platten. Wir entschieden uns, auf einen Wechsel zu verzichten und nur mit neuem Luftdruck zu starten. Ersatzmaterial hatten wir ja dabei, so dachten wir… Es kam, wie es kommen musste, mit der Zeit entwich wieder Luft aus Thomas Vorderrad. Nach dem Ausbau präsentierte sich ein riesen Loch im Schlauch. Warum daraus die Luft nur so langsam entwichen war, konnten wir uns auch nicht erklären. Der Kleber aus meinem Reparaturset, der wahrscheinlich genauso alt wie mein 20 Jahre altes GT Zaskar war, war eingetrocknet. Die anderen hatten nichts bzw. nur Dichtmilch dabei. Durch die mittlerweile unterschiedlichen Reifengrössen (26“, 27.5“ und 29“) hatten wir zwar doch einen! an sich passenden Schlauch, aber der passte durch ein anderes Ventil nicht durch die Öffnung in der Felge. So montierten wir notgedrungen einen 27.5“ Schlauch, ohne zu wissen, dass dies wohl normal ist bzw. in beide Räder dieselben Schläuche passen. Auf jeden Fall freuten wir uns, dass wir endlich weiter fahren konnten. Die Etappe endete mit einem kleinen Pass. Also eine Bergankunft, an der sich das Teilnehmerfeld in die Länge zog J Leider interpretierte unser Navi die Adresse falsch, so dass wir noch etwas unnötig durch den Ort fuhren, obwohl wir zwischendurch schon mal vor unserem Hotel standen. Beim Einchecken wurden wir gefragt, ob wir für 10 € !! auf Halbpension upgraden wollten. Wir bejahten und bekamen dafür ein wirklich sensationelles Menu – Suppe, Zwischengang, Salat, Hauptgang und Dessert. Weil wir offensichtlich so hungrig aussahen und auch die letzten waren, wurden uns noch die übrig gebliebenen Tiramisus (es waren 7) serviert, die wir dankend annahmen.

 

Basisroute (ca. 76 km, ca. 1300 Hm), keine Variante (Buch)

Tacho hat 78.8 km in 4:40:30 gemessen, GPS: 77.6 km, 4:33:17 Fahrtzeit bzw. 8:18:06 verstrichene Zeit.

https://connect.garmin.com/modern/activity/831113009

Übernachtung: Hotel Hochland, Familie Ploner, Doktor-Tschiggfrey-Strasse 183, 6543 Nauders

 

 

3. Tag (Montag, 13.7), von Nauders nach Meran:

Der dritte Tag sollte sportlich gesehen die Königsetappe werden. Nach einem sehr guten Frühstück entschieden wir uns für die Variante durch die Uina-Schlucht. Diese ist landschaftlich sehr schön, speziell durch die sogenannten Galerien, aber auch sehr anstrengend. An keinem anderen Tag unserer Tour sollten wir unsere Räder so lange schieben oder tragen… Insgesamt war es schon etwas besonderes und auch schön, aber nochmals würde ich mir persönlich diese Route nicht mehr antun. Auch nach der eigentlichen Schlucht ging es noch ewig lang (ca. 3-4 km Schieben), bis wir endlich an der nächsten Hütte Mittag machen konnten. Das Wetter war dort leicht zugezogen, so dass es in der Höhe etwas frisch wurde. Die Abfahrt war sehr steil und vor allem für uns Hardtailfahrer (außer dem Trailshredderer Wallich mit seinem Fully) schwierig. Speziell an diesem Tag war noch, dass obwohl schon Nachmittag, wir erst 45 von 105 Kilometern geschafft hatten… Also hieß es Gas geben. Wir fuhren ziemlich Anschlag, wenige Zentimeter hintereinander in bester Mannschaftszeitfahrmanier. Die Strecke war permanent leicht abfallend und gut geteert, so dass wir selbst auf unseren Mountainbikes einen 30er Schnitt fahren konnten. Als Carsten mal kurz nicht aufpasste und die Lücke nach einer Abbiegung zu groß wurde, viel er ab und rief herzzerreißend, dass wir warten sollten. Paddy, der zu dem Zeitpunkt vor ihm fuhr, gab dies aber nicht nach vorne weiter und machte sich einen Spaß daraus, ihn noch etwas alleine im Wind strampeln zu lassen. Als ich es vorne endlich mitbekam, bin ich vor Lachen fast vom Rad gefallen. :-D Meran als Stadt ist ziemlich schön, eine abendliche Streiftour führte uns nach einem üppigen Eisbecher entlang des Ufers des Passirio‘s, welches mitten in der Stadt gut zugänglich und ausgebaut ist und wo sich viele Menschen zum Chillen aufhalten.

 

Basisroute (ca. 90 km, ca. 300 Hm) plus Variante 1 über Uina-Schlucht (ca. 110 km, + ca. 1350 Hm) (Buch)

Tacho hat 108.1 km in 6:47:45 gemessen, 15.9 km/h Durchschnitt und 62.4 km/h maximal, GPS: 107.2 km, 7:02:21 Fahrtzeit bzw. 10:03:22 verstrichene Zeit.

https://connect.garmin.com/modern/activity/832259031

Übernachtung: Hotel Residence Flora, Familie Hölzl Pippi, XXX_April-Strasse 2, 39012 Meran

 

 

4. Tag (Dienstag, 14.7), von Meran nach Cles:

Das Profil der Etappe war zum Vortag recht ähnlich, lange bergauf und anschließend bergab ins Ziel. Morgens unterlief mir ein kapitaler Navigationsfehler, so dass wir der Route vom Vortag folgten, anstatt der geplanten für diesen Tag. Nach 1,5 Kilometern konnte ich dies allerdings korrigieren. Den gesamten Vormittag ging es stetig leicht bergauf, bevor der eigentliche Berg anfing. Durch eine sehr, sehr steile Asphaltrampe quälten wir uns bei bestem Wetter und gefühlten 35°C bergauf. Später wurde es zwar immer mal wieder etwas flacher, aber es dauerte doch recht lange, bis wir endlich oben unser Mittagessen genießen konnten. Nachmittags wurde unsere Geduld etwas auf die Probe gestellt, als wir noch weit durch die Weinberge geführt wurden, bevor wir endlich bei „DEM Apfelbauern“ ankommen sollten. Kurz vorher sind wir noch an einem super schönen See vorbei gekommen, wir durften eine Sicht von hoch oben genießen, sehr empfehlenswert. Warum ich übrigens unseren heutigen Gastwirt so anpreise? Weil mein Schwager Jan uns diesen empfohlen hat und wir genau dieselben Erfahrungen machen sollten, wie er ein Jahr vorher - Positive, wohl gemerkt.

Unser Apartment liegt im Erdgeschoss des Hauses, mit einem sehr schönen Garten davor. Sofort wurden wir herzlich willkommen geheißen und uns eisgekühlter, frischer, selbst gemachter Apfelsaft angeboten (Fast alle Lebensmittel, die uns angeboten wurden, waren selbst gemacht und sehr lecker). Zuerst war die Gastwirtin alleine, bevor  ihr Sohn und anschließend ihr Mann von der Feldarbeit nach Hause kamen. Jeder einzelne suchte mit uns das Gespräch, aber ohne zu nerven. Sprachbarrieren waren trotz unserer mangelnden Italienischkenntnissen nicht vorhanden. Unsere Radklamotten wurden uns gewaschen und uns wurde angeboten, bekocht zu werden. Das Abendessen startete nach einer kleinen Weindegustation auf unserer Terrasse im Esszimmer der Familie. Pasta, Salat, Brot, Schinken, Salami, Käse und was weiß ich noch alles wurden uns gereicht. Alles in einer Spitzenqualität. Es folgten diverse Absacker – Grappa, Enzianschnaps, Obstler und und und… Unser allgemeiner Vorsatz, während der Tour nicht so viel zu Saufen, war definitiv an dem Abend zu Ende. Lustige Geschichten reihten sich an den Blick ins Familienalbum… Man fühlte sich mehr als Freund, als als Gast. Mattheo, der Herr des Hauses hatte mindestens so viel Freude mit uns wie wir mit ihm. Paddy’s Skepsis, als er das TripAdvisor Schild mit unglaublichen 9.7 Punkten sah, war absolut unbegründet bzw. die Punktezahl mehr als fair. Wir können auch nur Bestnoten vergeben. Das Frühstück mit selbstgebackenen Brötchen, zwei verschiedenen, frischen Kuchen, Obstsalat, Joghurt, luftgetrocknetem Schinken und Salami, Käse, drei selbstgemachten Marmeladen etc. braucht in dem Zusammenhang kaum noch erwähnt werden ;-)

 

Basisroute (ca. 53 km, ca. 1450 Hm), keine Variante (Buch)

Tacho hat 62.8.0 km in 4:50:06 gemessen, 12.99 km/h Durchschnitt und 67.03 km/h maximal, GPS: 62.0 km, 4:42:48 Fahrtzeit bzw. 7:42:03 verstrichene Zeit.

https://connect.garmin.com/modern/activity/833132755

Übernachtung: Agritur le pergolette, Via Castel Valer N 15, 38010 Tassullo TN (4 km von Cles), („DER Apfelbauer“ http://www.agriturlepergolette.it/)

 

 

5. Tag (Mittwoch, 15.7), von Cles nach Riva del Garda:

Die letzte Etappe unserer Tour führte uns noch mal über einen Berg bevor wir endlich am Gardasee ankommen sollten. Am letzten Anstieg musste mir natürlich noch mal die Kette abspringen, was nach einem spontanen Gefühlsausbruch zur Belustigung der übrigen Teilnehmer führte. Wir alle waren froh, endlich die schweren Rucksäcke ablegen zu können und ein kaltes Bier zu trinken. Wir hielten kurz die Füße ins Wasser, bevor wir uns mit den angereisten Mädels Maike und Cori zum Folgebier trafen.

Bei einem Fazit tue ich mich etwas schwer, bzw. es fällt etwas zwiespältig aus: Wir hatten eine schöne Woche mit perfektem Wetter, haben sehr schöne Landschaften gesehen und hatten eine gute Zeit. Aber genau so würde ich die Tour nicht noch mal machen. Der Rucksack nervte sehr, auch weil ich noch minimalistischer hätte packen müssen. Mein Rad, wegen welchem man mich übrigens öfters angesprochen hat, würde ich nicht mehr benutzen, zu gestreckt ist die Sitzposition, mal abgesehen vom Gewicht und der doch beschränkten Übersetzung. Vielleicht das nächste Mal ein Fully? Oder sogar eine Rennradtour mit ein paar echten Pässen und mit Gepäcktransport? J Naja, der Hintern würde uns wohl trotzdem wehtun. Aber Casi’s Gejammer beim Wieder-Aufhocken war auch schön. Insgesamt eine gute Erfahrung.

 

Basisroute (ca. 86 km, ca. 1300 Hm), keine Variante (Buch)

Tacho hat 85.0 km in 5:48:16 gemessen, 14.64 km/h Durchschnitt und 56.29 km/h maximal, GPS: 84.1 km, 5:40:48 Fahrtzeit bzw. 8:31:58 verstrichene Zeit.

https://connect.garmin.com/modern/activity/834078886

 

 

Donnerstag bis Sonntag (16-19.7) am Gardasee:

Am Gardasee genossen wir hauptsächlich das gute Wetter und das leckere Essen. Wir gingen schwimmen, machten einen nicht zu empfehlenden Ausflug mit einer Gondel auf einen naheliegenden Berg und waren etwas Windsurfen. Steffi und Patrick kamen uns auch noch einige Tage besuchen. Teile von uns wagten auch noch weitere Ausflüge, mich konnte dazu niemand mehr überreden. Wallich war der Einzige, der sich in den Tagen noch mal aufs Rad setzte und eine lange Tour ins Freeride-Paradies Tremalzo unternahm. Respekt, auch dazu hätte mich nichts gebracht. Das große Feuerwerk durften wir aus einem kleinen Innenhof unseres Lieblingsitalieners genießen, wo wir glücklich in letzter Sekunde noch Plätze bekamen, Freundlichkeit zahlt sich eben aus. Die Rückreisen in die unterschiedlichen Städte erfolgten wieder individuell, klappte aber alles ohne nennenswerte Probleme.

 

Übernachtung: Via Lungolago Conca D’oro 47, 38069 Torbole

 

 

So keep on dreaming, nothing is impossible!

 

Euer

IronTO

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