Ironman Switzerland, Zürich, 27.07.2014

Distanzen: 3.8 km Schwimmen, 180.2 km Rad, 42.2 km Laufen = 226.2 km bzw. 140.6 Meilen 

 

Mittlerweile sind schon wieder fast 8 Wochen seit dem Ironman vergangen und endlich nehme ich mir die Zeit, ein paar Zeilen nieder zu schreiben. Auch wenn ich vielleicht nicht mehr jedes kleine Detail präsent habe, so gab mir die Zeit zumindest die Möglichkeit, alles sacken zu lassen und die Erlebnisse einzuordnen. Aber der Reihe nach...

 

 

Vorbereitungen:

Die Vorbereitungen im Sinne von Training sind schon früh gestartet. Vor dem Wettkampf standen ca. 23 Schwimmkilometer, 950 Radkilometer und 660 Laufkilometer in 2014 zu Buche. Ergibt 102 Stunden, allerdings ohne Snowboarden und Fitnessstudio. Im Vergleich zu dem Jahr davor, wo ich den Winter über verletzungsbedingt nicht trainieren konnte, in allem nicht deutlich mehr, aber über das Jahr besser verteilt und ausserdem habe ich das Gefühl, dass ich etwas Form mitnehmen konnte. Und die wachsende Erfahrung ist auch ein Vorteil, auch wenn es insgesamt erst der vierte Triathlon meines Lebens sein würde. Komischerweise hatte ich vor dem Rennen absolut keine Bedenken, nicht anzukommen, wenn man mal die Gefahr eines Defektes ausser Acht lässt. Vor dem ersten Ironman sah dies noch anders aus. Genauso ist es mir übrigens über die Jahre mit immer längeren Laufdistanzen ergangen. Früher, als ich noch Fussball gespielt habe, erschienen 21 km schon extrem weit. Mittlerweile nicht mehr, auch wenn man bei zu hohem Anfangstempo sehr lange leiden muss.

Aufgrund des „Heimrennens“ konnte ich die Radstrecke bzw. Teile davon mehrmals abfahren, so entwickelt man ein wenig Gefühl dafür, wie man sich die Kräfte richtig einteilt.

Meine Startunterlagen habe ich bereits Donnerstag abgeholt und Freitagmittag war die obligatorische Athletenbesprechung, weshalb ich mir schon frei nehmen musste. Samstags checkte ich mein Rad in die Wechselzone ein, bei strömendem Regen. Die vorgeschriebene Uhrzeit war aufgrund anderer Wettkämpfe recht spät und ausserdem standen wir über eine Stunde an. Zum Glück hatten wir wenigstens einen Schirm dabei und waren entsprechend gekleidet - das konnten nicht alle in der Schlange behaupten. Nervig war es trotzdem. An Besuch und Unterstützung reisten meine Eltern und mein Schwager Jens mit Freundin Laura an.

Sonntagmorgen wurden mein Vater und ich von Micha und seiner Frau Judith um kurz nach 4 Uhr abgeholt und wir fuhren gemeinsam nach Zürich. Wir hatten recht Glück mit einem Parkplatz in der Nähe. Ich hatte bereits gefrühstückt, war also um kurz nach 3 Uhr aufgestanden. Nach einem ca. 20 minütigem Spaziergang erreichten wir das Gelände. Micha und ich gingen in die Wechselzone, um die Reifen aufzupumpen und die Wechselbeutel zu kontrollieren und sich nochmals die Laufwege einzuprägen. Wie bei jeder Veranstaltung, bei der Sportler kurz vor Start noch mal aufs WC möchten, hat es gefühlt zu wenig Toiletten und man wird in der Schlange immer nervöser. Doch zum Glück hat alles zeitlich geklappt, auch wenn ich im Nachhinein gerne noch 10-20 min mehr Zeit gehabt hätte. Egal, nach etwas Aufwärmen, Stretching und dem Anlegen des Neoprenanzuges standen Micha und ich in unseren Startblöcken bereit. Ich wählte den ersten, er 5 Minuten später den zweiten. Von meiner Schwimmzeit her betrachtet, wäre ich auch besser in den zweiten gegangen, aber ich glaube, dass es nicht viel Unterschied für mich war. Mein Start war um 6:50 Uhr. 

 

Schwimmen im Zürichsee:

http://connect.garmin.com/modern/activity/551019010

Generell ist auch heute das Schwimmen noch nicht meine Lieblingsdisziplin, aber ich habe konditionell keine Probleme, die Strecke zu schaffen, auch wenn ich nicht wirklich schnell bin. Platzmässig ging es, da ich eher am Ende der ersten Schwimmgruppe gestartet bin, dafür musste ich auch Teile alleine schwimmen. Trotzdem hatte ich permanent dass Gefühl, langsam zu sein und wurde oft überholt. Die Zwischenzeit beim kurzen Landgang bei ca. der Hälfte der Strecke gab mir recht - ich glaube so um die 44 min. Die Endzeit war enttäuschende 1:29:07. Auch jetzt weiss ich noch nicht so recht, warum ich so viel langsamer war, als im Training oder im Jahr davor. Ich vermute mehrere Gründe. Ich hatte Schwimmen weniger trainiert, habe keine richtige Schwimmgruppe erwischt, es war wellig und vielleicht auch etwas Strömung und vielleicht war die Strecke etwas länger. Meine Uhr hat 4.4 km gemessen, aber keine Ahnung, wie sehr man dem vertrauen darf. Vielleicht hatte ich auch einfach einen schwachen Tag oder war unruhig im Wasser - egal. Die Profis und besten meiner Altersklasse waren im Vergleich zu Klagenfurt auch 9 bzw. 6 Minuten langsamer.

 

 

Wechsel T1:

http://connect.garmin.com/modern/activity/551019099

Der Wechsel verlief unspektakulär und nach Plan, Neo aus, Helm auf, trockenes Oberteil, Socken und Radschuhe an und rauf aufs Rad. 00:07:35.

 

Fahrrad:

http://connect.garmin.com/modern/activity/551019126

Es gab zwei Runden à 90 km zu fahren. Zuerst entlang des Seeufers von Zürich bis fast nach Rapperswil, dann vom See weg ein leichter Berg, ziemlich wellig und unrhythmisch, eine gefährliche Abfahrt. Später ein langer steiler Berg gefolgt von einem langen flacheren Berg. Dann eine rasante Abfahrt zurück an den See, über Zürich auf die andere Seeseite und dort einen kurzen aber steilen Berg hoch. Dort war auch das Stimmungsnest. Das Radfahren klappte ganz gut, habe mich recht wohl gefühlt und konnte auch oft in der Aeroposition fahren. Die Berge kannte ich ja zum Glück und gingen auch, die zweite Runde war aber härter. Der Weg nach Rapperswil war windig, ich brauche nicht erwähnen aus welcher Richtung... Auf dem langen, flachen Stück nach Rapperswil hat sich in der zweiten Runde eine Gruppe gebildet, der ich weder weg fahren konnte noch dass ich so viel Tempo raus nehmen wollte, dass sie mir wiederum weg gefahren ist. Ich muss sagen, dass ich nicht recht wusste, was ich machen sollte, da es sich aus Regelsicht und Fairness verbietet, Windschatten zu fahren. So habe ich mehrere kleine Ausreisversuche unternommen, die aber nicht von Erfolg gekrönt waren. Andere haben es auch mal probiert, aber auch nicht geschafft. Viele sind aber auch einfach nebeneinander her gefahren und haben nichts unternommen... Die Schiris haben zwar mal gesagt, rechts zu fahren oder ähnliches, konnten es aber auch nicht wirklich verhindern. Generell sind mir noch drei Sachen aufgefallen. Erstens, wird sehr wenig rechts gefahren, fast wie auf der Autobahn *grummel*. Zweitens, können die meisten nicht bergab fahren und drittens habe ich noch nie so viele und sehr teure Räder überholt :-) Ende der zweiten Runde konnte ich die Aero-Position nicht mehr so lange am Stück fahren und auch hatte ich merklich weniger Kraft. Verpflegt habe ich mich durch Gels, die ich in eine Radflasche gefüllt hatte und Isogetränke und reichlich Wasser an der Strecke. Die Zeit war für mich eine gute 05:51:51.

 

Wechsel T2:

http://connect.garmin.com/modern/activity/551019506

Der zweite Wechsel war ähnlich wie der erste, unspektakulär. Frische Socken, Laufschuhe, meine Trinkflasche und los. 00:07:18.

 

Laufen:

http://connect.garmin.com/modern/activity/551019545

Der Lauf in Zürich geht über vier Runden, immer um den See direkt durch Zürich. Aber es gibt deutlich schnellere Strecken. Der Weg ist generell uneben, teilweise Kopfsteinpflaster, viele Bordsteine, Richtungswechsel, zwei Unterführungen, eine Brücke und ein Stück mit Schikane und Höhenmetern durch einen Park... Ziemlich anstrengend. Dazu meldete sich leider auch mein Bauch, so dass ich 4 Toilettenstopps und eine Pinkelpause einlegen musste. Laut Uhr insgesamt 16-19 Minuten (Unterschied Garmin Connect zu Strava) reine „Standzeit“, Höhenmeter 105 bzw. 158. Ich hatte beim Radfahren schon ein mini Ziehen im Bauch, vielleicht hat durch die Sitzposition etwas quer gesessen oder ich habe die Gels nicht vertragen. Im Training hatte ich dies zwar ausprobiert, aber natürlich nicht in Anzahl und Länge an Belastung... Es war hart, aber irgendwie geht es weiter ;-) Zwischendurch hat mich Michi ein Stück auf seinem Fahrrad begleitet und motiviert und wir konnten ein wenig schwatzen. Meine Familie habe ich auch mehrmals gesehen, klare Vorteile eines kurzen Rundkurses. Der Zieleinlauf war nicht schlecht und ich habe es genossen, aber emotional längst nicht mit dem ersten zu vergleichen. Die Gesamtzeit war 12:23:06.

 

Fazit:

Insgesamt kann ich mit dem Ergebnis nicht unzufrieden sein, obwohl ich mir mehr erhofft hatte. Rein Minutenmässig habe ich mich um 7 min gegenüber dem Vorjahr verbessert, aber das darf man aufgrund anderer Strecke und Bedingungen eigentlich so nicht vergleichen. „Schönrechnen“ lässt es sich allerdings, wenn man bedenkt, dass der Gewinner im Vergleich 34 Minuten langsamer war (7:59 Std. zu 8:34 Std.). Dazu kommt meine Klozeit. Ich denke, unter den Umständen, ist eine Verbesserung doch offensichtlich, obwohl ich gerne unter 12 Stunden geblieben wäre.

Der letzte Hawaii-Quali-Platz hatte in meiner AK übrigens eine Zeit von 9:19:54, also sehr, sehr weit entfernt.

Ausserdem wäre noch zu erwähnen, dass ich mich während des Laufens gewundert habe, wie sehr man teilweise leiden muss, hatte es echt nicht mehr so in Erinnerung vom Vorjahr, es bleiben wohl nur die schönen Erinnerungen :-)

 

Gerne nutze ich hier die Möglichkeit, mich bei meiner Frau Julia und meiner Tochter Louisa einfach für alles zu bedanken, meiner Familie für die Unterstützung vor Ort, meinen Freunden, meinen Trainingspartnern Micha, Gerrit und Michi, meinen Facebook-Bekannten mit den vielen positiven Motivationshilfen, den Fans an der Strecke, den Leuten von Freizeitsportler.ch, meinem Marathon-Vorbereitungslaufkurs von Bruno Lafranchi, besonders den Traininern Barbara, Peter und Nico für die super gemeinsamen Einheiten und die Inspiration und Tempo-Sport besonders Michael Tronczik für die Streckenbesichtigung der Rad und Schwimmstrecke danken.

 

 

Vorausblick:

Ich bin aktuell für keinen weiteren Triathlon angemeldet, das werde ich erst im Laufe des nächsten Jahres entscheiden. Dagegen bin ich wieder in dem schon erwähnten Laufkurs dabei und werde den Marathon in Zürich und in New York in Angriff nehmen. Letzteren weil ich über Ryffel-Running eine Reise gewonnen habe, auch vielen Dank noch mal an Euch. Ausserdem reizen mich aktuell Berg- und Trailläufe, auch wenn ich beides noch nie gemacht habe, aber die Videos mit der fantastischen Aussicht haben es mir angetan. Welcher es werden wird, mal schauen, vielleicht könnt Ihr mir was vorschlagen bzw. mit mir zusammen einen in Angriff nehmen.

 

 

Offizielle Zeiten:

 

Schwimmen:   01:29:07 (2.6 km/h)

Wechsel T1:    00:07:35

Rad:               05:51:51 (30.7 km/h)

Wechsel T2:    00:07:18

Laufen:           04:47:18 (8.8 km/h bzw. 6:48 min/km)

 

Gesamt:          12:23:06

 

AK: 234 von 345

Overall: 1338

 

 

So keep on dreaming, nothing is impossible!

 

Euer IronTOṀ 

 

 

Nachtrag:

Mist, schon wichtiges vergessen. Ich danke auch Robert Krebs und Ruedi Hafner von Hafner’s Rad, 8304 Wallisellen für das mal wieder perfekte Bike. Ausserdem Heike und Janina von den Freiteitsportlern und allen anderen freiwilligen Helfern für ihren Einsatz!!! Beides ist keine Selbstverständlichkeit.

Ich weiss leider nicht mehr genau, wer das nachfolgende Video aufgenommen hat, wahrscheinlich habe ich es über Facebook angezeigt bekommen.

Im nachfolgenden Video bin ich bei Minute 21:06 kurz im Bild.

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