Ironman Austria, Klagenfurt, 30.06.2013

Distanzen: 3.8 km Schwimmen, 180.2 km Rad, 42.2 km Laufen = 226.2 km bzw. 140.6 Meilen

 

Vorbereitungen:

Freitags sind mein Vater und ich nach Klagenfurt gefahren und sind direkt zum Gelände für die Registrierung. Danach haben wir im Hotel eingecheckt. Kurz nach dem Abendessen habe ich mir die Unterlagen durchgelesen und die Wechselbeutel gepackt. Dies hat etwas länger gedauert, weil man sich sehr genau überlegen muss, wann man was von seinem Material benötigt. Samstags ging es schon früh los, nach dem Frühstück sind wir um 8:15 Uhr mit einem Bus zum Eventgelände gefahren und haben an der obligatorischen Athletenbesprechung teilgenommen. Der Sprecher kam aus Südafrika und hat es sehr unterhaltsam gemacht. Direkt im Anschluss haben wir die Radstrecke mit einem Bus besichtigt und ich konnte einen Eindruck über die Anstiege gewinnen. Insgesamt recht wellig mit zwei echten Anstiegen, die aber nicht sonderlich lang sind. Nach einer kurzen EXPO Besichtigung haben wir noch versucht, die Schwimmstrecke anzuschauen, leider waren die Bojen noch nicht platziert, so dass ich mir von einem Bademeister Tipps geholt habe. Das Einchecken von meinem Rad und den Wechselbeuteln ging ohne Probleme. Spät nachmittags zurück im Hotel haben wir am Pasta Buffet gegessen und die letzten Vorbereitungen für den nächsten Morgen getroffen. Obwohl wir nur Admin-Mist gemacht haben, waren wir trotzdem den ganzen Tag auf den Beinen und irgendwie geschafft. Um 21:30 Uhr konnte ich zum Glück einschlafen, der Wecker war auf 3:30 Uhr gestellt… Ca. um 4:00 Uhr habe ich mir bereits die ersten Brötchen mit Marmelade rein geschoben und noch eins als Proviant geschmiert, welches ich ca. um 6:00 Uhr gegessen habe. Um 5:15 Uhr sind wir mit dem Bus vom Hotel zur Wechselzone, um die Reifen des Rades auf 8 bar aufzupumpen, (am Tag davor extra den Druck etwas abgelassen, weil durch die Sonneneinstrahlung könnten die Reifen nachmittags in der Wechselzone platzen). Beim sogenannten Irondome habe ich mir dann Badehose und den Neo bis zur Hüfte angezogen und den Beutel Strassenkleidung für nach dem Rennen abgegeben. Im Strandbad habe ich dann versucht, das erste Mal einen Blick auf die Schwimmstrecke zu werfen, allerdings war es schon so voll (Start der Profis und 400 Altersklasse-Athleten war um 6:45 Uhr), so dass ich nur Boote und Menschen gesehen habe, aber die Bojen nicht wirklich… Nach einem kurzen Aufwärmen (200 m Joggen, etwas Armekreisen und Dehnen) habe ich den Neo fertig angezogen, die Schwimmbrille und die Badekappe aufgesetzt. Wir konnten uns um ca. 6:55 Uhr am Strand platzieren und auf den Startschuss zu warten… 

 

Schwimmen im Wörthersee:

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Der Start war ziemlich übel, super viele Leute, kein Platzt, zu schnell los geschwommen, keine Luft bekommen, keinen Rhythmus, Berührungen vorne wie hinten, keine Boje gesehen etc. … Nach etwas Brustschwimmen und Selbstbeherrschung ging es dann etwas besser. Bei der ersten Boje wurde es wieder sehr eng, danach konnte man dann endlich mal von Schwimmen sprechen. Die letzten 900 m wurden in einem Kanal zurück gelegt, dadurch konnten die Zuschauer die Athleten aus der Nähe betrachten, was natürlich auf dem See nur sehr eingeschränkt möglich war. Dadurch hat man als Teilnehmer auch etwas von der Stimmung mitbekommen, wenn auch es hätte mehr sein können.  Durch die geringe Wassertiefe und Breite (5 m) war das Wasser extrem aufgewühlt und schlammig, so dass man weder seine eigene Hand unter Wasser noch fremde Füsse die von vorne Richtung eigenem Körper kommen sehen konnte… Also insgesamt kann ich nicht sagen, dass ich das Schwimmen genossen habe, fand es durch den Start eher scheisse. Der grösste Vorteil war meine gute Zeit mit 1:16:58, dies kann nur am Wasserschatten liegen. Zum Vergleich bin ich im 50 m Freibad 3 Wochen vorher mit Neo 1:19:51 geschwommen, und dort habe ich mich deutlich schneller gefühlt…

 

Wechsel T1:

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Vom Schwimmausstieg an einem kleinen Strand in einem Hotel ging es über eine Strasse ca. 500 m in die Wechselzone. Den Neo darf man schon während des Laufens bis zur Hüfte ausziehen. Das Finden des Wechselbeutels verlief ohne Probleme. Ich habe auf Komfort gesetzt und mir bewusst Zeit gelassen, habe mich komplett umgezogen und eine Radhose mit dickem Polster angezogen, die Profis haben eine Hose, die sie für alle drei Disziplinen anlassen, und sich dadurch Zeit beim Umziehen sparen. Ich habe zwar auch schon mit so einer Hose experimentiert, aber es ist ein Kompromiss, und ich habe mich nicht so recht wohl damit gefühlt. Benötigt habe ich 0:11:20.

 

Fahrrad:

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Auf der ersten Runde (von 2) habe ich mich extrem zurück genommen, also gefühlt, bin ganz entspannt los gefahren, habe direkt angefangen zu essen und zu trinken, um ja nie Hunger oder Durst zu bekommen. An der ersten Verpflegungsstation habe ich aber schon etwas Lehrgeld gezahlt, ich griff eine halbe Banane und bis ich sie mit einer Hand und den Zähnen ausgepackt und gegessen hatte, war die sogenannte Littering Zone vorbei, also wo man Müll weg werfen darf, ausserhalb droht eine Disqualifikation. Also steckte ich mir die Bananenschale ins Trickot und hatte die ganze Hand klebrig… Dies kam übrigens noch häufiger vor, bei einigen Stationen waren die Riegel nämlich auch nur halbiert und nicht ausgepackt… Die Berge der ersten Runde fielen mir erstaunlich leicht, die Stimmung war schon ziemlich cool, mit Namen und Nummern auf der Strasse, DJs und hunderten von Leuten. Das Panorama mit den Bergen und dem perfekten Wetter mit 25° waren auch nicht hinderlich, hat richtig Spass gemacht. Ich war positiv überrascht, dass es mir so leicht viel, dauerhaft über 30 km/h zu Fahren. Auf der zweiten Runde habe ich mich generell auch gut gefühlt, wenn auch der zweite Berg schon anstrengend war, ist echt was anderes, ob man 60 km oder 150 km in den Beinen hat. Trotzdem, obwohl man natürlich froh ist, die nächste Disziplin hinter sich gebracht zu haben und nicht mehr in der unbequemen Position auf dem Fahrrad zu sitzen, haben sich die Beine noch echt gut angefühlt und ich hätte auch noch locker weiter fahren können. Ich denke, das A und O ist eine gute Renneinteilung und sich nicht am Anfang schon zu überlasten, vor allem beim ersten Langdistanz Triathlon bzw. wenn man noch nie so lange Sport am Stück gemacht hat. Ich konnte die 180 km Radfahren in 5:55:31 bewältigen, bedeutet einen Schnitt von über 30 km/h, wenn auch die zweite Runde etwas langsamer war als die erste.

 

Wechsel T2:

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Auch beim zweiten Wechsel habe ich mir Zeit genommen. Ganz entspannt meine Laufhose und Unterhose angezogen, mein Laufshirt mit vorher schon befestigter Startnummer übergestreift und noch mal Sonnencreme aufgetragen. Natürlich auch noch Laufschuhe. Mir sind zwei kleine Fehler unterlaufen. Erstens, wollte ich eigentlich meine Radschuhe am Fahrrad eingeklickt lassen und auf Socken durch die Wechselzone laufen. Leider habe ich zu spät gesehen, dass die Radstrecke endet und so blieb mir keine Zeit mehr, die Schuhe zu öffnen und raus zu schlüpfen. Der zweite kleine Fehler war, dass ich meine Sonnencreme im Beutel zum Rad drin hatte, aber zum Glück hat der Veranstalter welche im Wechselzelt angeboten, wodurch dieser Fehler eliminiert wurde. Die Zeit war 0:11:41

 

Laufen:

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Direkt nach der Wechselzone habe ich meinen Vater unter den Zuschauern gesehen und ich habe mir die Zeit für ein kleines Schwätzchen gegönnt. Beim Laufen passiert es nach dem Radfahren sehr schnell, dass man viel zu schnell startet, weil einfach das Geschwindigkeitsempfinden noch falsch ist. Durch die moderne Technik der GPS Uhren und durch die kleine Erfahrung der wenigen Koppeltrainings aus der Vorbereitung konnte ich dies aber verhindern. Ich bin von Anfang an konsequent jede Verpflegungsstation angelaufen und bin dort einige Meter gegangen, einfach um etwas mehr trinken und essen zu können und vor allem keine Luft zu schlucken. Beim Laufen habe ich nämlich ziemliche Probleme damit, aus diesen halbvollen Bechern landet maximal ein Schluck im Magen, der Rest verteilt sich im Gesicht und Trikot. Aber so konnte ich die ersten Kilometer mit Zeiten von 5:30 min/km bis 6:00 min/km laufen. Aber recht schnell habe ich nach den Verpflegungsstationen gemerkt, dass das Loslaufen immer schwerer fällt und ich dazwischen auch etwas langsamer wurde. Im Kopf hat man natürlich Angst vor der langen Distanz, weil ich auch schon bei meinem ersten single Marathon vor einem Jahr (allerdings mit sehr wenig Training) gemerkt habe, dass man einbricht und nicht mehr laufen mag. Dort hatte ich so ab Kilometer 30 Probleme. Bei den zwei Sportarten vorher hatte ich diese Befürchtung nie. Zur Not wäre ich halt Brust geschwommen oder einfach sehr langsam Rad gefahren, also 20 km/h sind mit einem Rennrad immer drin. Aber man muss sich einfach die Strecke etwas im Kopf unterteilen und sich so etwas selbst bescheissen. Am Anfang vielleicht einfach denken, laufe ich mal los, 10 km – 15 km gehen immer… Danach ist es nicht mehr weit, und man hat die Hälfte schon geschafft. Und dadurch, dass man ja insgesamt 17 Stunden für den Ironman zur Verfügung hat, also man bis Mitternacht im Ziel sein muss, kann man ab dann quasi Spazieren gehen und würde finishen. Mein Vater hat mir nachher berichtet, dass sehr, sehr viele Teilnehmer gegangen sind, ich ja auch teilweise. Ich habe mich einfach mit diesen Gehpausen von Verpflegungsstation zu Verpflegungsstation gehangelt. Für mich war das immer eine gute Motivation. Es ist eigentlich nur noch Kopfsache, wo man natürlich auch bei mir noch dran arbeiten kann, es tut zwar jeder Schritt weh und es ist unglaublich schwierig wieder los zu Laufen, aber es ist möglich, man kippt ja nicht einfach um oder so. Und so war mir eigentlich schon sehr früh klar, dass ich das Ding finishen werde und konnte so auch die Atmosphäre geniessen. Ich fand auch noch Reserven, um mich bei den Zuschauern zwischendurch zu bedanken, um Lieder mit zu singen und zu klatschen und andere Läufer zu motivieren oder mich zu unterhalten. Die Zeit für den Marathon war 4:55:10.

 

Fazit:

Mit meinem Ergebnis bin ich mehr als zufrieden. Ich wollte hauptsächlich ankommen. Dass meine Zeit mit 12:30:37 fast dem entspricht, was ich als optimal im Vorfeld betitelt habe (12 Std.), ist ein super Zusatz. Ich muss sagen, dass ich einen ziemlich guten Tag erwischt habe, dass meine Vorbereitung absolut aufgegangen ist, auch wenn man natürlich immer mehr machen kann, aber ich wurde von keiner Situation überrascht, alles hat so geklappt wie erhofft. Mein Training hatte ich ja schon für Euch in Screenshots zusammen gefasst, also es reichen 3 Monate à 25 Stunden Ausserdem war absolut positiv, dass ich keine Probleme mit meinem Knöchel hatte, auch jetzt wenige Tage später nicht, obwohl er sich immer noch komisch anfühlt, aber keine Schmerzen. Zusätzlich hatte ich keinen Hunger, meine Ernährung war also nicht so schlecht. Dafür ist wohl auch ein Indiz, dass ich keinen Krampf oder Hungerast hatte. Von Glück kann man sprechen, dass ich im Gegensatz zu vielen der anderen Teilnehmer keinen Platten oder andere Defekte hatte. Selbst die Schadenfreude meiner Angehörigen musste sich in Grenzen halten, da ich gar nicht so viele Schmerzen an den nächsten Tagen hatte, bis auf Probleme beim Aufstehen und beim Treppen runter laufen, mir wurde irgendetwas von frech hinterher gerufen. Da natürlich alle fragen, was und wann mit Hawaii ist, muss ich Euch enttäuschen. Der letzte Qualiplatz in meiner Altersklasse ist an einen Teilnehmer mit der Zeit von 9:11:53 gegangen, wobei die ersten beiden der Klasse nicht teilnehmen und somit ihre Plätze weiter gegeben wurden. Der Gewinner der M30 hatte eine unglaubliche Zeit von 8:40:55… Der overall Gewinner (Andreas Raelert) hat sogar um 9 Sekunden die 8 Stunden Marke unterboten, Wahnsinn. Seine Zeiten zum Vergleich: 0:44:25 – 2:44 – 4:30:40 – 1:55 – 2:40:07. Es gibt also noch Potential.  

Ich möchte mich an dieser Stelle bei meiner Frau Julia bedanken, die mich hat trainieren lassen und nie gemeckert hat. Ausserdem haben mir die Trainings mit Micha, Gerrit, Martin und Markus sehr gut getan, auch wenn es immer sehr anstrengend war und ich vor allem am Anfang häufig über meine Verhältnisse fahren musste. Ein weiterer Dank geht natürlich an meinen Vater, der mich an diesem Wochenende begleitet hat und alle möglichen Sachen übernommen hat, ausserdem an Michael Tronczik, ewz Training days und MySport für die OpenWater Trainings.

 

Vorausblick:

Ich muss wirklich sagen, dass ich dies noch nicht wirklich weiß. Natürlich werde ich nicht mit Sport aufhören, aber in welchem Umfang etc. es weiter geht, weiss ich noch nicht. Es war immer ein Traum von mir, einen Ironman zu machen, aber ob ich jetzt wirklich als Ziel habe, diese Zeit zu toppen, keine Ahnung. Ich denke, dass ich mich als nächstes wieder ein wenig aufs Laufen konzentriere, würde gerne mal die 10 km um die 40 min, und die 21 km vielleicht in 1:35:00 und den Marathon in 3:30:00 Laufen, aber wer weiß. Aber so ein Rad kann man ja nicht einfach in der Ecke stehen lassen und im Winter ist Schwimmen wirklich ein angenehmes Training, da man nicht in der Dunkelheit umherirren muss… 

 

Wir werden sehen, 

 

Euer IronTOṀ 

Einige Bilder (vor allem die Luftaufnahmen) stammen wahrscheinlich von der Facebookseite des Veranstalters oder von www.ironman.com, ich weiß es nicht mehr genau.

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